Kleben leben: Weiterbildung in der Klebtechnik bei Daimler

Kleben leben: Inhouse-Lehrgänge für die Klebtechnik im Automobilbereich

Am derzeitig produktionsstärksten Standort der Daimler AG, dem Mercedes-Benz Werk Bremen, wurden im vergangenen Jahr rund 400.000 Fahrzeuge gebaut. Einen Großteil davon macht die C-Klasse und hier insbesondere der GLC aus. Im Schnitt befinden sich in jedem dieser Autos rund vierzehn Kilogramm Klebstoff. Grund genug für den Daimler Klebstoffexperten Dr. Lars Höper, gemeinsam mit dem Fraunhofer IFAM ein individuelles Schulungskonzept für den Standort und darüber hinaus entwickelt zu haben.

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Daimler-Klebstoffexperte Dr. Lars Höper
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Das Fraunhofer IFAM hat gemeinsam mit dem CoC-Kleben ein individuelles Schulungskonzept für den Standort Bremen entwickelt.

»Kleben Sie wohl!«, wünscht Dr. Lars Höper seinen Kollegen am Ende der Inhouse-Schulung durch das Fraunhofer IFAM, bevor sie wieder an ihre Arbeit gehen. »Im Automobilbau ist das Kleben nicht im Kommen – es ist schon längst da«, erklärt Höper selbstbewusst. Diese Überzeugung war es auch, die den Aufbau des Center of Competence-Kleben, kurz CoC-Kleben, vor einiger Zeit ermöglicht hat. An über 340 Produktionsanlagen wird im Bremer Werk Klebstoff an unterschiedlichen Stellen am Auto aufgetragen. Und egal ob im Rohbau oder der Montage, fachlich sind die Mitarbeiter des CoC-Kleben dafür verantwortlich, dass sich Klebstoffe wie geplant auftragen und aushärten lassen. Nur was die werksspezifische Freigabe des CoC-Kleben erhält, kommt auch zum Einsatz. Getreu dem Daimler-Motto: »Das Beste oder nichts«. Bei Abweichungen stellt das CoC-Kleben in Zusammenarbeit mit den Lieferanten umgehend den Originalzustand wieder her. Dazu sind dann manchmal auch deutliche Ansagen oder kurzfristige Audits erforderlich. Denn Zeit ist Geld. Umso wichtiger ist es deshalb, dass etwaige Prozess- oder Materialfehler frühzeitig erkannt werden. Das geht nur, wenn Anlagenpersonal und der Mitarbeiter am Band wissen, worauf sie achten müssen. Vor einiger Zeit hat Höper deshalb ein Inhouse-Weiterbildungsprogramm mit der Abteilung für Personalqualifizierung am Fraunhofer IFAM in Bremen konzipiert. Für das IFAM keine neue Erfahrung – denn immer öfter finden die Weiterbildungen außerhalb des Instituts statt.


Lernen in der Produktionshalle


Nach einer genauen Bedarfsanalyse des Fraunhofer IFAM gemeinsam mit den Experten von Daimler entstand ein Schulungskonzept, das auf die Beschäftigten des Automobilkonzerns zugeschnitten ist. Dabei mussten Dozenten wie Dr. Heiko Bauknecht vom IFAM auch auf Bedürfnisse eingehen, die für die Lehrenden am IFAM eher unkonventionell sind: Anders als bei den Lehrgängen am Forschungsinstitut ist das Werk in Bremen gleich der Schulungsumgebung. Auch der Schulungsalltag gestaltet sich in einer solchen Produktionsumgebung anders. »Gibt es ein Problem bei der Fertigung, springen die Mitarbeiter auch mal auf und müssen kurzfristig vor Ort, um es zu lösen. Denn eines ist klar: Die Produktion geht vor«, so Bauknecht zu seiner Erfahrung als Dozent bei dem Automobilkonzern.


Direkte Anwendung des Gelernten


Neben der praktischen Umsetzung der Weiterbildungen und der lokalen Nähe zur Fertigung, spielen auch psychologische Aspekte eine Rolle. Durch den Aufbau des CoC-Kleben als Institution im Bremer Mercedes-Werk räumt das Unternehmen der Qualitätssicherung im Bereich der Klebtechnik einen hohen Stellenwert ein. »Die Akzeptanz und Motivation zur Weiterbildung hängt oft von der Geschäftsführung ab«, bemerkt auch Dr. Heiko Bauknecht, Projektleiter in der Personalqualifizierung am Fraunhofer IFAM, der im Laufe seiner Arbeit schon mit vielen Konzernen, aber auch kleineren Betrieben zusammengearbeitet hat. Außerdem bietet die Werksumgebung einen Vorteil bei der Umsetzung des gelernten Wissens: »Der Anwender erkennt den direkten Bezug zum Alltag, bei der Weiterbildung am Arbeitsplatz«. Auch den gegenseitigen Input, den sich Industrie und Forschung bei dieser Kooperation liefern, schätzt man im Bremer Werk. Ob im Ganggespräch zwischen den Workshops oder im Unterricht mit den Weiterbildungsexperten vom IFAM: Aktuelle Probleme oder Fragen können direkt diskutiert und geklärt werden.
 

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