Weiterbildung als unverzichtbarer Teil des modernen Technologietransfers

Personalqualifizierung in den Bereichen Klebtechnik und Composites am Fraunhofer IFAM

Technologietransfer als „Türöffner“ zwischen Forschung und anwendungsbezogener Nutzung
© Fraunhofer IFAM
Technologietransfer als „Türöffner“ zwischen Forschung und anwendungsbezogener Nutzung
Aufbau der Weiterbildungen am Fraunhofer IFAM: zertifizierende Kurse für die verschiedenen Anwendungsebenen im Betrieb
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Aufbau der Weiterbildungen am Fraunhofer IFAM: zertifizierende Kurse für die verschiedenen Anwendungsebenen im Betrieb

Neue Entwicklungen leben von Forschung, also der Generierung neuen Wissens. Dieses muss jedoch seinen Weg in die Anwendung finden, also von der Forschung in die ausführenden Betriebe in Industrie und Handwerk. Mit seinen Weiterbildungsangeboten arbeitet das Fraunhofer IFAM daran, diesen Weg zu vereinfachen. Durch Personalqualifizierung und Strukturierung der Organisation von Produktionsprozessen wird erfolgreicher und nachhaltiger Technologietransfer erst möglich. Wir erklären im folgenden Beitrag, warum vor allem die Weiterbildung ein unverzichtbares Instrument im modernen Technologietransfer darstellt.

Zunächst stellt sich die Frage, wie Technologietransfer zu verstehen ist und welche Prozesse sich dahinter verbergen. Grundsätzlich beschreibt er eine Weitergabe von Knowhow zwischen zwei Beteiligten: Der Forschung, in welcher neues Wissen generiert wird, und der Anwendung (etwa ein Industrieunternehmen), in welcher dieses neue Wissen genutzt werden soll. Zwischen beiden Bereichen - Wissensgenerierung und Wissensnutzung - gibt es jedoch keinen kausalen Zusammenhang. Für die Klebtechnik hat das Fraunhofer IFAM diese Brücke geschaffen und den Technologietransfer als eine Verknüpfung zwischen Forschung und anwendungsbezogener Nutzung weiterentwickelt – sozusagen als »Türöffner«, der den Weg für neues Wissen in die Umsetzung in der Praxis ebnet. Aber was muss geschehen, damit ein Unternehmen neues Wissen wirtschaftlich und nachhaltig nutzen kann? Betriebe müssen über zwei Dinge verfügen: Absorptionskapazität und Organisationskapazität. Erstere beantwortet die Frage, ob Betriebe ausreichend qualifiziertes Personal haben, um neues Wissen grundsätzlich umsetzen zu können.  Die Organisationskapazität betrifft die Fähigkeit der Betriebe, ihre Prozesse für die wirtschaftliche Nutzung von neu gewonnenem Wissen dann zu organisieren – dies gelingt für die Klebtechnik vor allem mit Hilfe von Normen und Regelwerken wie ISO 9001, DIN 6701 bzw. DIN 2304.  Erst wenn beide essentielle Instrumente des Technologietransfers gegeben sind, kann Technologietransfer erfolgreich und nachhaltig gestaltet werden. Genau hier setzt das Fraunhofer IFAM mit seinen Weiterbildungsangeboten an.

Entwicklung des Weiterbildungsangebots am Fraunhofer IFAM

Bei der Weiterbildung von Mitarbeitern gibt es einige Punkte zu beachten: Im Rahmen der Absorptionskapazität muss das Weiterbildungssystem für die Industrie interessant sein, sowohl hinsichtlich zu erwartender signifikanter Vorteile für sich im Vergleich mit anderen Wettbewerbern als auch hinsichtlich der prinzipiellen Entscheidung zur Qualifizierung. Zudem muss das System klare Alleinstellungsmerkmale aufweisen, einen auffallenden Mehrwert für die Betriebe liefern und eventuell vorhandene Regelwerke erfüllen. All diese Punkte und weitere darüber hinaus hat das Fraunhofer IFAM vor mehr als 25 Jahren beachtet, als es sein Weiterbildungsangebot im Bereich Klebtechnik entwickelte. Vorbild war das Weiterbildungssystem in der Schweißtechnik, welches dann zunächst auf die Klebtechnik und später auf die Faserverbundtechnologie übertragen wurde. Es entstand ein System, das hierarchie-übergreifend zertifizierende Weiterbildungen für verschiedene Anwendungsebenen im Betrieb bereitstellt: Lehrgänge für die ausführende Ebene, für die Ebene mit (An-)Leitungsfunktion und für die Entscheiderebene. Nur so können die Inhalte auch auf den Wissensstand, die Arbeitserfahrung und die tägliche Arbeit der Teilnehmer ausgerichtet werden. Auch die Zertifizierung nach DIN EN ISO 17024, Produktunabhängigkeit und die Anerkennung der Weiterbildung durch eine akkreditierte Personenzertifizierungsstelle sind Schlüsselmerkmale, die den Anforderungen an ein Qualifizierungssystem gerecht werden. Merkmale, die für kontinuierlich steigende Teilnehmerzahlen und erfolgreich durchgeführte Kooperationen mit Industrieunternehmen sorgen. So durfte das Weiterbildungszentrum Klebtechnik beispielsweise vor Kurzem den zehntausendsten Teilnehmer ihrer Weiterbildungen begrüßen. Auch im Bereich Composites kann das Fraunhofer IFAM mit dem Angebot zur Faserverbundtechnologie inzwischen auf allen Anwendungsebenen Lehrgänge anbieten. Dem zweiten Absolventenjahrgang des »Composite Engineers – CE« konnte Ende des vergangenen Jahres gratuliert werden. Der dritte Durchgang läuft.

Wissensgenerierer wird zum Wissensvermittler

Die Beispiele zeigen: Die strukturierte, hierarchie-übergreifende und gleichzeitig personalzertifizierende Mitarbeiterqualifizierung konnte zu einem essentiellen Instrument des Technologietransfers weiterentwickelt werden. Wissenstransfer ist Technologietransfer!

Als Forschungsinstitut ist – und bleibt - das Fraunhofer IFAM vorrangig Wissensgenerierer. Zwischen der Wissensgenerierung und der Wissensnutzung im ausführenden Betrieb steht für gewöhnlich ein externer Wissensvermittler, der selbst kein Wissen generiert, sondern dieses z.B. von externer Stelle einkauft und lediglich weitergibt. Um diesen Umweg über externe Weiterbilder, welche Inhalte nur indirekt, verlustreich und verzögert an die Betriebe weitergeben können, zu umgehen, wird durch die Weiterbildung als integralem Bestandteil der Institutsaufgaben das Fraunhofer IFAM selbst zum Wissensvermittler. Wissensgenerierung und Wissenstransfer werden auf diesem Wege optimal verknüpft und der Betrieb bekommt das neue Wissen direkt und zeitnah von Experten des Instituts – dem Ort der Wissensgenerierung.

 

Beispiel: Der Composite Engineer im Profil

Erhalten Sie hier einen Überblick über den Aufbau und die Module des Composite Engineer im Bereich Faserverbundwerkstoffe.

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