3 Fragen an… Dr. Katharina Haag zur Studie »Kreislaufwirtschaft und Klebtechnik«

Die Studie »Kreislaufwirtschaft und Klebtechnik« des Fraunhofer IFAM beschreibt die Rolle der Klebtechnik im Kontext der Kreislaufwirtschaft und ordnet sie in die politischen Rahmenbedingungen aus globaler und europäischer Sicht ein.
© Fraunhofer IFAM
Die Studie »Kreislaufwirtschaft und Klebtechnik« des Fraunhofer IFAM beschreibt die Rolle der Klebtechnik im Kontext der Kreislaufwirtschaft und ordnet sie in die politischen Rahmenbedingungen aus globaler und europäischer Sicht ein.

Dr. Katharina Haag ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Polymere Werkstoffe und Bauweisen am Fraunhofer IFAM. Seit Frühjahr 2019 leitet sie die Gruppe werkstoffspezifische Fertigungskonzepte. Ende letzten Jahres ging aus der Gruppe – zunächst intern - die Technologieplattform Circular Economy / Nachhaltigkeit hervor. Unter Koordination von Dr. Katharina Haag bündelt das Fraunhofer IFAM in der Plattform die Kompetenzen des Instituts zu diesem Themenfeld.

Im August 2020 veröffentlichte das Fraunhofer IFAM die umfangreiche Studie »Kreislaufwirtschaft und Klebtechnik«. Dr. Katharina Haag fungierte bei der fachabteilungsübergreifenden wissenschaftlichen Arbeit als Co-Autorin. Gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Groß wird sie die Ergebnisse der Studie in einem kostenfreien Webinar am 25.11.2020 präsentieren. Im Vorfeld beantwortete die Forscherin drei Fragen zur Studie und dem Zukunftsthema Nachhaltigkeit.

Wie entstand die Idee zur Studie »Kreislaufwirtschaft und Klebtechnik«?

Die Themen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit nehmen in der allgemeinen, gesellschaftlichen und politischen Wahrnehmung einen immer größeren Stellenwert ein. Auch die Industrie - Klebstoffhersteller wie -anwender - will und muss sich daher zunehmend mit diesen Themen beschäftigen. Als führendes Forschungsinstitut im Bereich der Klebtechnik haben wir uns daher entschlossen, das Thema aufzugreifen und in der Studie »Kreislaufwirtschaft und Klebtechnik« so objektiv und aktuell wie möglich zu beleuchten, wie die Klebtechnik zur Kreislaufwirtschaft und Ökobilanzwirksamkeit beitragen kann. Auf ca. 300 Seiten haben wir zusammengefasst, wo die heutigen Grenzen liegen, welchen Herausforderungen sich die Klebtechnik in Bezug auf Kreislaufwirtschaft und Ökodesign stellen muss, welche Aspekte für eine Lebenszyklusanalyse von Belang sind und welche Funktion die Klebtechnik als Partner der Kreislaufwirtschaft erfüllen muss, um letztlich daraus Strategien abzuleiten, wie die Klebtechnik Kreislaufwirtschaft und Ökodesign unterstützen kann.

 

Was sind die Haupterkenntnisse der Studie aus Ihrer Sicht?

Was zunächst nach einem Widerspruch klingt, konnten wir meiner Einschätzung nach widerlegen: Kleben - fachgerecht umgesetzt -  stellt eine nachhaltige Verbindungstechnik dar. Neben Beispielen, die bereits Anwendung finden, gehen wir auch explizit auf Zukunftsthemen ein, die uns mit Sicherheit beschäftigen werden. Diese schließen auch anknüpfende Bereiche wie die Rohstoffgewinnung und die Digitalisierung mit ein. Ein wichtiges Thema wird zukünftig auch die kontrollierte Langzeitbeständigkeit von Klebverbindungen sein.

 

Welche Rolle wird das Thema »Nachhaltigkeit« künftig am Fraunhofer IFAM spielen?

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, das stellen wir in nahezu allen Bereichen fest. Das haben wir zum Anlass genommen, die diversen Aktivitäten in der Plattform RE:FORM MATERIAL – Plattform für nachhaltige Materialentwicklung und Fertigungstechnik des Fraunhofer IFAM zu bündeln und so unsere Kompetenzen zu bündeln. Dabei gehen die Themen deutlich über die Klebtechnik hinaus: neue Leichtbauwerkstoffe, effiziente Fertigungsprozesse, neuartige Reparatur- und Recyclingmethoden sind nur einige Beispiele, die wir aktuell bearbeiten. Die Plattform wird in Kürze auch mit einem eigenen Webauftritt unsere Aktivitäten sichtbar machen. www.re-form-material.de

 

Vielen Dank für das Interview!