Klebtechnik und Energiewende – wie passt das zusammen?

Verklebungen am Wagenkasten der Coradia iLint
© ALSTOM
Verklebungen am Wagenkasten der Coradia iLint

Die Energiewende ist ein großes Thema der aktuellen Zeit. Dafür gibt es viele Anknüpfungspunkte, wie zum Beispiel eine Optimierung in der Mobilität. Denn wer kennt das nicht: Der Fahrtweg zur Arbeit beträgt mit dem Auto 20 Minuten, im öffentlichen Nahverkehr schnell mal eine Stunde. Wer entscheidet sich da für die umweltfreundlichere Option des öffentlichen Nahverkehrs? Alstom hat sich dieses Problems angenommen und mithilfe von Klebtechnik eine Zugkonstruktion entwickelt, die – im Vergleich zu Dieselfahrzeugen – mit einer alternativen, umweltfreundlichen Antriebstechnik funktioniert.

 

Warum benötigen wir alternative Antriebstechnik?

Es gibt einige Gründe, die für eine Optimierung und Einführung neuer Antriebstechniken sprechen. So ist beispielsweise ein großer Teil des Eisenbahnnetzes nicht elektrifiziert, was den Einsatz von Elektrozügen unmöglich macht. Im Gegensatz zu Dieselfahrzeugen tragen emissionsfreie Züge zu einer umweltfreundlichen Mobilitätslösung bei und sind zugleich leiser. Diese Alternative zu fossilen Brennstoffen tut auch dem Geldbeutel gut, denn mittel- und langfristig werden die Preise für Diesel voraussichtlich weiter ansteigen. Neben den klimatechnischen Bedingungen sinkt zudem die Akzeptanz von Dieselfahrzeugen in städtischen Gebieten – eine konforme Technologie erleichtert die gesellschaftliche und politische Debatte.

Energie- und Mobilitätswende mit Coradia iLint

Dipl.-Ing. (FH) Florian Roncossek ist Klebfachingeneur und FVK-Fachkraft bei Alstom. Er und einige seiner Kolleginnen und Kollegen haben verschiedene Weiterbildungen im Bereich Klebtechnik und Faserverbundtechnik am Fraunhofer IFAM absolviert. Mit dem daraus gewonnenen Wissen arbeiten sie nun seit 2014 am Projekt Coradia iLint. Coradia iLint ist ein Personenzug, der einen Antrieb auf Wasserstoffbasis nutzt – als erster dieser Art im Fahrgasteinsatz weltweit. Eine Wasserstoff-Brennstoffzelle erzeugt die elektrische Energie für den Antrieb und ermöglicht so lokal emissionsfreien Transport, der Zug gibt nämlich nur Wasserdampf und Kondenswasser ab.

Alstom ermöglicht mit diesem neuen Konzept einen umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Zugbetrieb, der auch schon in der Einsatzphase läuft: Im Jahr 2016 wurden zwei Vorserien-Fahrzeuge produziert, welche im Juli 2018 die Zulassung erhielten und seit September 2018 erfolgreich im fahrplanmäßigen Einsatz mit Fahrgästen in Niedersachsen sind. Im Jahr 2021/22 ist der Start des Flotteneinsatzes geplant, bis zu 41 Fahrzeuge dieser Art sollen dann auf Schienen in Niedersachsen und Hessen unterwegs sein.

Was hat diese neue Lösung mit Klebtechnik und dem Fraunhofer IFAM zu tun?

Der Schienenfahrzeugbau ist eine der Branchen, wo die Klebtechnik ihre Anwendung findet – so auch im Projekt Coradia iLint. Verklebungen finden sich – wie schon bei bekannten Dieselzügen – unter anderem bei Fußböden, Seitenfenstern, Dächern und Einstiegstüren im Wagenkasten des neuen Zuges. Aber auch im Innenausbau sind diese vertreten, zum Beispiel am Fußboden, an den Sitzen oder in den Trittschienen. Dafür kommen verschiedenste Klebstoffe zum Einsatz: elastische Klebstoffe, Schmelzklebstoffe, Dispersionsklebstoffe, Kontaktklebstoffe, 2K Reaktionsklebstoffe, Haftklebstoffe und weitere. Neben der Klebtechnik kommt hier auch die Faserverbundtechnik ins Spiel, da der Leichtbau in der Mobilität wichtig ist und immer wichtiger wird.

Neben den bekannten Verklebungsstellen am Zug spielt die Klebtechnik aber vor allem auch dann eine entscheidende Rolle, wenn man sich den Prozess der regenerativen Energiegewinnung ansieht. Für den Betrieb der Coradia iLint werden dazu sogenannte Power-to-Gas-Anlagen verwendet. Diese wandeln regenerativ und damit emissionsfrei erzeugten Überschussstrom in Wasserstoff um, wofür wiederum Windenergieanlagen benötigt werden, deren Herstellung ohne Klebtechnik nicht möglich wäre.

Die Klebtechnik ist also eine wichtige Schlüsseltechnologie zur regenerativen Energiegewinnung und dem Weg zu neuen, innovativen Mobilitätskonzepten.

Lehrgänge Klebtechnik

Informieren Sie sich auf den folgenden Seiten über unser Weiterbildungsportfolio im Bereich Kleben!

Entwicklung eines Klebstoffs für die Nierenstein-OP

Lesen Sie hier über ein weiteres Beispiel für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Klebtechnik!

Zur Übersicht aller Blog-Beiträge

Verschaffen Sie sich hier eine Übersicht über alle bislang veröffentlichten Blog-Beiträge der Weiterbildungszentren Faserverbundwerkstoffe und Klebtechnik am Fraunhofer IFAM.