Dr. Gareth McGrath im Interview

Das Fraunhofer IFAM und Dr. Gareth McGrath, Director bei Flexible Manufacturing Solutions Ltd., verbindet eine lange Geschichte.verbindet eine lange Geschichte. Seit 1991 arbeitet Dr. McGrath mit dem Fraunhofer IFAM zusammen und das besonders im Rahmen der European Federation for Welding, Joining and Cutting e. V. (EWF), dem Europäischen Verband für Schweißen, Fügen und Schneiden. Hier hat McGrath seinen Vorstandssitz im Bereich der Klebtechnik nach vielen Jahren nun an Dr. Erik Meiß, den Leiter des Weiterbildungszentrums Klebtechnik am Fraunhofer IFAM, übertragen. Wir haben mit ihm dazu und zu seinem Vortrag «Techno-Economic Benefits of Quality Assurance in Adhesive Bonding» bei den Bremen Bonding Days am 24. und 25. November 2021 gesprochen.

Dr. Gareth McGrath
© Dr. Gareth McGrath
Dr. McGrath und das Fraunhofer IFAM verbindet schon lange eine Geschichte.

Dr. McGrath, welche Erwartungen haben Sie an die künftigen Jahre in Bezug auf die Klebtechnik und die Qualitätssicherung in diesem Bereich?

Ich gebe nach und nach die Verantwortung an die jüngere Generation ab und habe deshalb meinen Vorsitz bei der EWF im Bereich der Klebtechnik an Herrn Dr. Meiß übergeben. Ich werde aber gespannt weiter beobachten, welche Veränderungen und Optimierungen sich ergeben. Ich hoffe, dass sich das Vertrauen in die Klebtechnologie künftig nicht nur in Europa ausbreitet, sondern auch global. Das Fraunhofer IFAM engagiert sich in dieser Hinsicht beispielsweise mit Kooperationspartnern bis hin zum Beispiel nach China. Qualitätssicherung im Rahmen von Klebprozessen und standardisierte Weiterbildungen für Klebfachkräfte sollten unbedingt auch über den europäischen Raum hinaus global einen festen Platz erhalten. Ich vertraue Herrn Dr. Meiß, dass er diese Veränderungen im Rahmen seiner Position beim EWF verwirklichen wird und der Wissenstransfer auf eine globale Ebene gehoben wird.

Wie haben Sie neben den Weiterbildungen in der Vergangenheit mit dem IFAM zusammengearbeitet?

Seit 1991 arbeite ich mit dem Fraunhofer IAM zusammen, um Qualitätsstandards im Kleben zu etablieren und Vertrauen in diese Technologie in der Branche zu generieren. Denn Kleben ist die Fügemethode des 21. Jahrhunderts! In den letzten fünf Jahren habe ich besonders mit Herrn Prof. Dr. Groß zusammengearbeitet, um die eruopaweite Normung ISO 21368 aufzubauen. Ich habe hier mit dem Grundstein begonnen und Herr Prof. Dr. Groß hat seine Expertise integriert und die Normung an deutsche Standards angepasst. 

Auch die Expertise, die wir gemeinsam aufbauen und erneuern, fließt in die Kurse am Fraunhofer IFAM: Besonders zu nennen sind die Lehrgänge European Adhesive Bonder (EAB)European Adhesive Specialist (EAS) und der European Adhesive Engineer (EAE). Das sind sehr empfehlenswerte Schulungen.

Um was ging es in Ihrem Vortrag «Techno-Economic Benefits of Quality Assurance in Adhesive Bonding» bei den Bremen Bonding Days? Was sind die Key Messages?

Ich habe mich sehr gefreut, als Herr Prof. Dr. Groß mich gefragt hatte, ob ich einen Vortrag bei den renommierten Bremen Bonding Days halten möchte. Eine der wichtigsten Botschaften des Vortrags ist es, dass Qualität und Weiterbildung im Kleben eine entscheidende Rolle spielen. Es gibt immer noch viele Stakeholder, die denken, dass auch unqualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einfach Klebprozesse ausführen können. Ziel des Vortrags und sämtlicher weiterer Kommunikationen ist es, dass Entscheider, Design-Ingenieure und Manager wissen, dass Weiterbildungen und Qualitätsstandards in die Unternehmensprozesse integriert werden müssen. Diese Weiterbildungen sollten – und das werden sie auch vom Fraunhofer IFAM – stetig überprüft und erneuert werden. Nur so können wir schließlich auch ein langfristiges Vertrauen in die Klebprozesse unter Firmen verschiedenster Industrien aufbauen.

Welche Fragen gab es von den Zuhörern und Zuhörerinnen bei den Bremen Bonding Days? Welche Fragen werden Ihnen so oft gestellt?

Ich werde oft gefragt, wie die Wahrnehmung des Klebens geändert werden kann. Tatsächlich funktioniert das nur durch die feste Verankerung von Weiterbildungen des Personals sowie mit der Etablierung und Einhaltung von Normen. Auch die persönliche Beratung von Unternehmen vor Ort ist sehr relevant und kann viel bewirken.

Welche Rolle spielen digitale Tools in der heutigen Klebtechnik? 

Digitale Tools spielen eine wichtige Rolle und erleichtern zum einen durch Content Hubs und Verlinkungen die Wissensvermittlung. Wie bereits erwähnt ist die Wissensvermittlung sehr wichtig, um sichere und vertrauenswürdige Klebprozesse zu etablieren. Mit einem Toolkit für die Adhesive Selection konnten wir bei TWI, ehemals The Welding Institute, einige Vorteile erreichen wie z. B. die Reduzierung der Time-to-market, die Verbesserung der Circular Economy und die Erweiterung der Skills der Mitarbeitenden. 

Nicht außer Acht zu lassen sind natürlich auch die digitalen Weiterbildungsangebote, mit welchen wir auch bei TWI sehr gute Erfahrung gemacht haben. Einige dieser Weiterbildungsangebote sind durch die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IFAM entstanden.

Welche Auswirkungen hat ihre Arbeit auf die Umwelt und das Thema Nachhaltigkeit?

Die Herstellung vieler entscheidender nachhaltiger Produkte basiert auf der Klebtechnologie. Solarpanels zur Erzeugung nachhaltiger Energien können beispielsweise nur mittels des Klebens hergestellt werden. Bei mir in der Umgebung in Cambridge, England, werden derzeit ganze Solar-Plantagen aufgebaut. Viele private Häuser haben Solartechnologien auf ihren Häuserdächern installiert. Auch die dabei ebenfalls angewendeten Batterien zur Speicherung der Energie – die Sonne scheint schließlich nicht jeden Tag – können nur mittels Klebtechnologie produziert werden. Der Klebstoff trennt verschiedene in der Batterie benötige Flüssigkeiten. Ein großartiges Beispiel für Kleben in der Praxis mit einem zusätzlichen Mehrwert für die Umwelt!

Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. McGrath!

 

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