3 Fragen an... Dr. Onusseit zu Klebstoffanwendungen und Recycling

Dr. Hermann Onusseit
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Herr Dr. Hermann Onusseit von Onusseit Consulting wird bei den Bremer Klebtagen 2022 mit seinem Vortrag »Wie beeinflussen Klebstoffanwendungen das Recycling von geklebten Strukturen?« mitwirken. Damit leistet er einen wichtigen Input zur Frage, wie mit Technologie mehr Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Wir haben mit ihm gesprochen und drei Fragen vorab gestellt. Den gesamten Vortrag können Sie am 22. Juni 2022, am ersten Tag der Bremer Klebtage 2022, ansehen. Die Bremer Klebtage finden dieses Jahr wieder als Präsenzevent im ATLANTIC Hotel Universum in Bremen statt.

 

Herr Dr. Onusseit, Sie werden auf den Bremer Klebtagen 2022 sprechen – wer sollte sich Ihren Vortrag »Wie beeinflussen Klebstoffanwendungen das Recycling von geklebten Strukturen?« unbedingt anhören?

Der Vortrag richtet sich vor allem an Konstrukteure, Designer und Produzenten. Nachhaltiges Handeln wird heute von immer mehr Unternehmen propagiert. Da es sich jedoch um ein sehr komplexes Thema handelt, werden häufig sehr unterschiedliche Dinge unter »Nachhaltigem Handeln« verstanden. Ein wichtiger Aspekt ist der Umgang mit den Ressourcen der Erde. Das ist sowohl ein quantitatives als auch ein qualitatives Thema. Für die hergestellten Produkte sollten einerseits möglichst wenig natürliche Ressourcen verbraucht werden. Andererseits sollten die Produkte möglichst lange nutzbar sein. Hier liegt das große Potential der Klebtechnik. Intelligente Materialkombinationen reduzieren den quantitativen Materialeinsatz (Leichtbau) und können die Lebensdauer der Produkte erhöhen (Qualität). Wie nachhaltig ein Produkt oder ein Verfahren ist, muss dabei jedoch über den gesamten Lebensweg betrachtet werden. Daher müssen Konstrukteure, Designer und Produzenten bei ihrer Arbeit alle Fakten kennen, die einen Einfluss auf die Nachhaltigkeitsbilanz ihres Handelns haben. Hier kommt die Frage des Titels meines Vortrags ins Spiel: »Wie beeinflussen Klebstoffanwendungen das Recycling von geklebten Strukturen?«.

»Mit Technologie mehr Nachhaltigkeit erreichen« ist das Leitthema unseres Frühlingsnewsletters. Welchen Beitrag kann das Recycling von geklebten Strukturen hier leisten?

Intelligente, geklebte Materialkombinationen helfen bei den oben bereits genannten Punkten Qualität und Quantität. Doch auch die besten Produkte erreichen schließlich das Produktlebensende. Deshalb stellt sich die Frage nach der Verwendung des Abfalls. Die beste Lösung im Sinne von Nachhaltigkeit ist, die im Produkt enthaltenen Ressourcen mit möglichst geringem Aufwand wieder zu verwenden, das heißt, die Produkte einem Recycling zuzuführen. Da Recyclingverfahren in der Regel so strukturiert sind, dass immer bestimmte Zielmaterialien einem Recycling zugeführt werden, ist bei Materialkombinationen in der Regel erst einmal ein Separieren der Materialien notwendig. Prinzipiell ist das auch bei geklebten Strukturen kein Problem, wobei der dafür notwendige Aufwand minimiert werden kann, wenn das Recycling schon in der Design- und Konstruktionsphase eines Produktes bedacht wird. So kann eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft entstehen.

Sie sind nicht nur auf dem Gebiet des Recyclings von geklebten Strukturen Experte. Welche künftigen Entwicklungen können wir im Zusammenhang mit Klebstofftechnologien und Nachhaltigkeit darüber hinaus erwarten?

Kleben ermöglicht das Zusammenfügen der unterschiedlichsten Materialien. Innovative Kombinationen werden zur weiteren Reduzierung des quantitativen Materialeinsatzes führen. Zudem lassen sich viele ressourcenschonende Technologien nur mit Hilfe der Klebtechnologie umsetzen. Dies sehen wir beispielsweise in modernen Energielösungen wie der Windkraft und im Bereich Photovoltaik. In Zukunft sind noch viele Entwicklungen zu erwarten, die nur auf Basis der Klebtechnologie erfolgreich sein werden.

Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Onusseit!